Ansicht Gartenseite
Städtebaulicher Umgriff
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Hauptzugang
Eingangsbereich Innen
Innenraum Verbindungsbauteil
Garderobe Obergeschoss
Zwischenbauteil
Ansicht Gartenseite

ORT
Robert-Heger-Str. 11, München

AUFTRAGGEBER:
Landeshauptstadt München, Baureferat

LEISTUNGSPHASEN
2 bis 9

AUSFÜHRUNGSZEITRAUM
2005 – 2011

AUSZEICHNUNG
Architektouren 2012

PROJEKTBESCHREIBUNG
Städtebau – Erscheinungsbild:
Als eingeschossigen Flachbau mit öffentlicher Nutzung, umrahmt von – vor allem zu Wohnzwecken genutzten – Gebäudegruppierungen mit unterschiedlicher Dichte fanden wir den Bestand als zeit-typische Umsetzung des Städtebaus der 1960er Jahre vor.
Nach technischer und funktionaler Bestandsaufnahme und Mängelerfassung wurde neben Lösungsansätzen wie Bestandserhalt mit minimalen Eingriffen, Teilabriss, Verdichtung auf einem Geschoss und räumliche Nutzung des Kriechkellers die Aufstockung als sinnvolles Sanierungskonzept gewählt. Die Neuerrichtung eines übergreifenden Längsbaukörpers auf bestehende Querriegel ermöglicht die Vergrößerung der Kindertagesstätte um 2 Hortgruppen auf 6 Gruppen und Mehrzweckraum trotz einer eingeschränkten Grundstücksgröße. Als städtebaulicher Akzent wirkt die rot verkleidete Fassade des Obergeschosses und rückt somit die Nutzung stärker ins Bewußtsein des Quartiers.

Funktionale Neuordnung:
Aufgrund der geringen Last-Reserven des Bestands-Massivbaues ließ sich der Längsbaukörper des Obergeschosses am sinnvollsten in Holzbauweise errichten. Die gewählte Konstruktionsmethode hatte den Vorteil, die Außenwandstärken trotz erhöhter Wärmeschutzanforderungen kompakt und wirtschaftlich zu halten. Zudem trug die Vorfertigung der Holzbauweise zu einer verringerten Bauzeit bei. Die Fassadengestaltung des Obergeschosses macht die stark unterschiedlich betonten Längsseiten als West (Zugangs-) und Ost (Garten)-Seite ablesbar. Die kleineren, hochformatigen Öffnungen der Zugangsseite bilden Erschließungssystematik und Nebenraumzonen ab. Die großen und gleichmäßigen Formate auf der Gartenseite zeigen die Haupträume an. Schwierigkeit hierbei war die Entwicklung eines wiederkehrenden Elements, welches zugleich die Anforderungen an Belichtung – Belüftung – Sonnenschutz erfüllte, als auch in ausgewogener Form die vielfältigen und komplexen geometrischen Achsbezüge des Bestands vermittelte und verband. So stellt sich der Neubauteil nicht bloß als reine Raumerweiterung und Herstellung zusätzlicher Nutzflächen dar, sondern bildet eine Klammer, die mittels Durchdringung des Bestands mit diesem innerlich wie äußerlich zu einer Einheit verschmilzt.

Innengestaltung:
Das ursprüngliche Gebäude bestand aus zwei Zweispännern, welche über ein Bindeglied additiv miteinander verbunden waren. Dies hatte zur Folge, dass die Erschließung mäandernd durch das Gebäude führte und die Ausdehnung und auch funktionale Zuordnung lediglich ausschnittsweise und in unklarer Bestimmung erfahrbar war. Die Neuorganisation der Erschließung sowie Verdichtung einzelner Nutzungsabschnitte –wie beispielsweise der Kindergartenbereich – ermöglicht heute eine größere Übersicht, direkte Orientierung und unmittelbarere Teilhabe an Aktivitäten. Die funktionale Zuordnung und Optimierung der Flächen berücksichtigt die zunehmend offene pädagogische Ausrichtung des Kindertagesstättenbetriebs und fördert diese durch transparente Querbeziehungen und verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten.

Die in Linoleum umgesetzten Bodenbeläge sind mit der roten Farbe der Erschließungsbereiche von den Hauptnutzflächen in Chartreuse-Grün klar abgesetzt. Bestehende räumliche Qualitäten ließen sich somit verstärken und Bezüge von Innen- und Außenräumen unterstreichen. Grundsätzlich bietet das Gebäude in zurückhaltender Materialität und Farbigkeit einen Raum, der den Kindern eine eigene Inbesitznahme ermöglicht und optische Beruhigung leistet. So sind Wand- und Deckenflächen sowie Türzargen in neutralem Weiß, die Stahlteile der Treppen und Stahltüren in Anthrazit gehalten. Die in Grün akzentuierten Garderobennischen beziehen sich auf die Farbigkeit der Bodenbeläge der Gruppenräume.

Akustikdecken in Fluren und Hauptnutzbereichen sowie den Sanitärbereichen schaffen eine Aufenthaltsqualität, welche sowohl für Gespräche geeignet ist, als auch die Spielgeräusche der Kinder mindert. Eine längere Konzentrationsfähigkeit und weniger Streß sind die positiven Folgen. In den Erschließungsfluren sind in beiden Geschossen flächenbündige Vitrinen eingelassen um den unterschiedlichen Gruppen Gelegenheit zu bieten, sich vorzustellen. Sichtfenster zwischen Gruppenräumen und Fluren sowie Fenster in Kinderhöhe mit Ausblick auf den Garten verstärken die Interaktivität. Im Erschließungsflur des Obergeschosses ist die Ausdehnung des Gebäudes spürbar. Der Flur ist durch eigens für die Situation entwickelte Garderobeneinbauten strukturiert und bildet räumliche Nischen, die durch eine eigene Lichtgestaltung herausgehoben sind. Die Möblierung an sich folgt nicht den üblichen Standards sondern berücksichtigt durch eine vergrößerte Tiefe der Sitzbänke die oft unnötige Enge bei Vollbelegung z.B. im Winter.

An den notwendigen zweiten Rettungswegen aus den Obergeschossen über die Flachdächer der mittigen Baukörper lagern jeweils eine Terrassenfläche mit Lärchenbelag an, die einen Gruppenraum im Freien, inmitten der Dachbegrünung bietet.

Die technische und funktionale Überarbeitung der Außenspielflächen ergänzen das Sanierungsvorhaben. Der sanierte und erweiterte Baukörper wird in ein vielfältiges Geflecht aus unterschiedlichen und altersgerechten naturräumlichen Angeboten eingebettet.